Appell zur Sicherheit - DLRG & key2fun - Hand in Hand

04.08.2023
Hand in Hand - DLRG & key2fun (Foto by Sarah  Lorencic)
Hand in Hand - DLRG & key2fun (Foto by Sarah Lorencic)

Aufgrund des letzten Artikels in der Meinerzhagener Zeitung, und den aktuell sich mehr und mehr häufenden Vorfällen, trat Sarah Lorencic an uns heran, mit der Bitte, ob wir nicht gemeinsam einen Artikel machen wollen zur Sicherheit in unserem Sport - im Interesse aller. Gerne ergriffen Thomas vom DLRG und ich als Vertreter des Sports die Gunst, und traten zum Rapport an. Im Nachfolgenden der komplette Artikel:

Balanceakt auf dem SUP: Zwischen Trend und Gefahr

Der Trend ist nicht mehr von den Talsperren wegzudenken: Stand-up-Paddling (SUP). Die Steh-Paddler mit ihren Boards sieht man gerade jetzt im Sommer zuhauf. Doch es ist ein gefährlicher Hype, den viele unterschätzen. Wir haben dazu mit Maik Wieloch von Key2Fun und Thomas Ottofülling von der DLRG Lüdenscheid gesprochen.

Hunswinkel – Maik Wieloch vermietet an der Lister SUPs und vertreibt Boards namhafter Markenhersteller. Er paddelt selbst über die Gewässer Deutschlands, macht aber lieber actionreiche Fluss- als gemütliche Seetouren. Eigentlich kommt er aus der Kite-Szene und mag die Geschwindigkeit, wie er sagt. Was zu dem Sport, ob man ihn professionell oder hobbymäßig betreibt, für ihn immer dazu gehört, ist die richtige Sicherung.

Und die wünscht sich auch Thomas Ottofülling. Denn die Nachrichten zu Unfällen mit einem SUP häufen sich. Zuletzt fiel ein 19-Jähriger, der mit einem Board auf dem Sorpesee in Sundern unterwegs war, wegen eines Krampfes vom Board und ging sofort unter, wie Zeugen berichteten. Nach einer großen Suchaktion konnte er nur noch tot geborgen werden – am Montag, einen Tag später. Mit im Einsatz bei der Nachsuche am Montag war Thomas Ottofülling von der DLRG Ortsgruppe Lüdenscheid. Er ist eigentlich an der Listertalsperre im Einsatz, wurde aber als Einsatztaucher zur Sorpe alarmiert. Der Rettungstaucher sagt, dass dieser Unfall wie jeder andere hätte verhindert werden können, wenn man sich an Sicherheitsvorkehrungen halten würde. Der Mann auf dem SUP konnte nicht schwimmen, trug aber dennoch weder eine Rettungsweste noch eine Leashleine. Die Leash ist sowohl am Bord als auch am Bein des Paddlers befestigt und verhindert beim Fall ins Wasser ein Abtreiben des Boards. Wäre der 19-Jährige mit der Leash gesichert gewesen, hätte man ihn mithilfe der Leine schnell finden und eventuell sogar reanimieren können, meint Ottofülling.

So sehr das SUP zur Trendsportart für Jedermann geworden ist, so sehr appellieren Thomas Ottofülling und Maik Wieloch an einen verantwortungsbewussten, sicheren Umgang. "Die Leute informieren sich nicht", sagt Maik Wieloch. Musste man vor Jahren noch tief in die Tasche greifen, bekommt man die Boards mittlerweile günstig – bereits für einige Hundert Euro oder im Supermarkt für unter 200 Euro inklusive sämtlichem Material. Die Talsperren der Region sind dementsprechend voll. Das Problem an dem Trend, der mit dem Wocheneinkauf aufs Kassenband gelegt werden kann: Die Kassiererin erklärt nicht, welche Regeln es zu beachten gibt und wie das Paddeln im Stehen funktioniert, kritisiert Maik Wieloch.

Wenn er die Boards verleiht, dann niemals ohne Einführung und Sicherheitshinweise. Zudem müssen die Paddler unterschreiben, dass sie schwimmen können. Er hat Schwimmwesten und Leashleinen und die meisten nehmen diese nicht verpflichtende Ausrüstung in Anspruch. Doch immer wieder werden sie auch abgelehnt. "Ich kann sie nicht zwingen", sagt der Drolshagener. "Die Menschen begeben sich freiwillig in Lebensgefahr", kommentiert Thomas Ottofülling und hat für das Verhalten vieler Paddler nur schwer Verständnis. Dabei kann, wenn man sich an alle Regeln und Sicherheitshinweise hält, wenig bis gar nichts passieren und der Trend Spaß machen. 

Leashleine und Rettungsweste

Eine Leash ist für Maik Wieloch unverzichtbar und auch eine Rettungsweste ist die klare Empfehlung des DLRG. Auch wer schwimmen kann, unterschätzt zu oft die anderen Gefahren. Wer etwa lange auf dem Wasser in der Sonne paddelt und überhitzt ist, kann im schlimmsten Fall einen Kreislaufkollaps oder einen Krampf erleiden, wenn man plötzlich ins kalte Wasser fällt. Auch wenn die Wasseroberfläche und sogenannte Sprungtiefe von Seen noch warm ist, wird es in wenigen Metern Tiefe sehr schnell sehr kalt. 

Kind mit auf dem SUP

Oft sehen die beiden auch Eltern mit ihren Kindern auf dem SUP. Diese tragen oft nur Schwimmflügel, die aber nichts nützen, wie Thomas Ottofülling erklärt. Beim Reinfallen ins Wasser rutschen die Plastikflügel direkt von den Kinderarmen – Sonnenschutz begünstigt das nur. Auch hier ist eine Weste mit Beingurt unerlässlich. Schon öfters hat der Lüdenscheider Kinder mit dem Rettungsboot wieder ans Ufer der Listertalsperre gebracht, weil sie nur Schwimmflügel trugen – ein Kind einmal sogar nur einen einzigen, der aus Sicht der Eltern dennoch ausreiche, damit das Kind nicht untergehe.

Sind zwei Erwachsene Personen auf einem SUP, wird oft das zulässige Gewicht überschritten. Welche Grenze für ein Board gilt, muss in der Beschreibung eingesehen werden. Die meisten tragen jedoch maximal 120 Kilogramm, meistens weniger. Im Fachhandel gibt es auch Familienboards, auf denen mehrere Personen Platz haben.

Das Board ist die Rettungsinsel

Die Leashleine wird von SUP-Fahrern meist falsch getragen, nämlich am Knöchel. Die Leash gehört aber an den Unterschenkel unters Knie, wie Maik Wieloch erklärt. Fällt man vom Board, soll man an dem Band das Board schnell wieder zu sich ziehen können. Ist das Ende der Leash am Fuß, ist das schwieriger, als wenn es am Knie ist. "Das SUP ist die Rettungsinsel", sagt Maik Wieloch. Und das Bord muss zum Paddler kommen, man sollte nicht hinschwimmen müssen. Ohne Leashleine kann das Board schnell abtreiben.

Wasserkontakt gehört übrigens zu jeder SUP-Fahrt im Sommer. Wer jetzt mit dem SUP eine Talsperre befahren möchte, sollte vorher immer einmal ins Wasser gehen und dann erst lospaddeln. Dauert die Tour länger, sollte man sich regelmäßig abkühlen, um nicht zu überhitzen.

Eine Fahrt mit dem SUP sieht einfach aus, ist es aber nicht für jeden. Wer im Stehen paddeln möchte, muss das Gleichgewicht halten können. Das Fallen ins Wasser sollte daher auch geübt werden. Zu vermeiden gilt ein Aufprall auf das Board, um Verletzungen zu vermeiden und auch der Aufprall gegen Gegenstände, die eventuell auf dem Grund liegen. Ein Sprung weit weg vom Board ins Wasser und niemals mit dem Kopf zuerst, birgt am wenigsten Gefahren. Man kann auch versuchen, großflächig mit Bauch oder Rücken zu fallen, um nicht zu tief ins Wasser zu fallen. Und: Das Paddel loslassen. Auch ein geübter SUP-Fahrer kann mal ins Wasser fallen. Wer dann mitten auf dem See ist, sollte wissen, wie man wieder aufs SUP aufsteigt. Das muss geübt werden. 

Verkehrsregeln auf dem Wasser

Um Zusammenstöße mit anderen Wasserfahrzeugen zu vermeiden, gelten auf dem Wasser Vorfahrtsregeln, an die sich auch Paddler zu halten haben. Motorisierte Schiffe und auch Segelboote haben grundsätzlich Vorfahrt. Immer wieder stellt man fest, dass SUP-Fahrer den Schiffen auf dem Wasser nicht ordentlich ausweichen. Im Gegenteil: Sie suchten die Nähe und die Wellen, die hinter dem Schiff entstehen. Wer vor einem Schiff wie sie auf Bigge oder Sorpe unterwegs sind, ins Wasser fällt, würde durch den Sog unters Schiff gezogen werden.

Ebenso besteht die Gefahr, dass man beim Wellengang die Balance verliert und ins Wasser fällt. Das wird dann zum Problem, wenn sich der Paddler nicht an die Sicherheitshinweise gehalten hat.

Abgesperrte Zonen

Auf der Lister und auch auf anderen Talsperren in der Region darf nicht immer das gesamte Gewässer befahren werden. Es gibt abgesperrte Bereiche, etwa Naturschutzgebiete oder Trinkwassersperren. Auch mit einem SUP darf man dort nicht hin, dennoch werden die Gebiete oft befahren. Bojen kennzeichnen die Gebiete. Sie zu überfahren, ist aber nicht nur verboten, sondern auch gefährlich, weil diese Gebiete die DLRG nicht überwacht und auch nicht als erstes absuchen würden, wenn jemand vermisst wird.

SUPS aus dem Discounter

Geht es nach dem Fachmann Maik Wieloch, muss man alleine für ein Board mindestens 400 bis 500 Euro investieren – nach oben gibt es bei dem Sport kaum Grenzen. Hinzu kommt die restliche Ausrüstung wie die Leash, ein gutes Paddel und eine passende Kleidung. Wer den Sport nicht nur im Sommer betreibt, braucht einen Trockenanzug oder Neoprenanzug, bei Flusswanderungen auch eine Aufprallweste und einiges mehr.

Wer ein SUP nicht zu sportlichen Zwecken nutzen möchte, sondern nur, um ein bisschen auf dem Wasser zu fahren, muss nicht zwingend viel Geld investieren, aber immer in die Sicherheit. Da reicht das Board aus dem Discounter, aber nicht unbedingt das Zubehör. Eine gute Leashleine erkennt man daran, wie sie am Board befestigt wird. Ein dünnes Band sei nicht ausreichend, besser sind Mehrfachklettverschlüsse. Die Leash selbst hält bis zu eine halbe Tonne – aber nur dann, wenn sie nicht abreißt. Auch beim Paddel gibt es Unterscheide. Es gibt welche für Männer, Frauen und Kinder, die sich in Umfang der Stange und Größe des Paddels unterscheiden.

Wer gerne mit einem SUP fahren möchte, sollte sich vorher informieren, welches Board am besten zu ihm und den Ansprüchen passt. Zumindest ist es ratsam, sich mit erfahrenen Paddlern auszutauschen oder einen Experten und Trainer wie Maik Wieloch aufzusuchen. Wenn man sicher auf dem Wasser unterwegs ist, kann man die Touren auch genießen, sagt Maik Wieloch.

(C) Sarah Lorencic für die Meinerzhagener Zeitung vom 04.08.2023