What's the Story Maik?

Wie viele von euch wissen, sind wir gerade mit Hochdruck dabei unser Projekt sunrise - Beach & Sports Resort zu verwirklichen. Hierbei sind wir nicht nur im regen Austausch mit Stadt und Gemeinde, mit euch um eure Anregungen und Ideen zu erfahren, sondern auch mit der Presse, welche in Form von Sarah Lorencic das Projekt mit initiierte, auch wenn eigentlich nicht bewusst. Dazu aber zeitnah mehr.
Und so kommt es zu regelmäßigen Austausch - auch zu anderen Themen. Eines davon war kürzlich meine Vorfreude auf das Konzert zur Reunion Tour von Oasis. Auch wenn es etwas artfremd hier ist, möchten wir diesen Artikel euch nicht vorenthalten...
Oasis sind zurück – was ein Fan dafür auf sich nimmt
Maik Wieloch aus Meinerzhagen reist zur Reunion der Britpop-Ikonen. Für ihn ist es mehr als ein Konzert – es ist eine Rückkehr in die eigene Geschichte.
Für viele war es ein musikalisches Wunder: Oasis – die britische Band, die sich 2009 im Streit auflöste – kehrt zurück auf die Bühne. Millionen Fans weltweit schwelgen in Erinnerungen. Einer von ihnen ist Maik Wieloch. Warum er sich dieses Konzert nicht entgehen lassen will, erzählt er uns.
Wenn Maik Wieloch über Oasis spricht, spricht er nicht nur über eine Band. Er spricht über eine Zeit. Eine Haltung. Ein Lebensgefühl, einen "Spirit", der in Akkorden beginnt und in der Stimme von Liam Gallagher mündet.
Wieloch ist 48 Jahre, gebürtiger Berliner, Wahl-Sauerländer. Er wohnt in Drolshagen, in Meinerzhagen kennt man ihn als den Mann von Key2fun, der im Sommer am Ufer der Listertalsperre SUP-Boards verleiht und bald eine Beach-Bar eröffnen möchte. Seine Prospekte sind durchdacht – nicht nur grafisch, sondern auch musikalisch: Die Kapitel tragen Titel wie "Slide Away" oder "Go Let It Out" – Oasis-Songs, die sein Leben begleiten.
Wenn Maik Wieloch ein Lied nennen müsste, das ihn geprägt hat, wäre es nicht "Wonderwall", "Definitely Maybe" oder "Don't Look Back in Anger". Sondern "Some Might Say" und vor allem: "Cigarettes & Alcohol". Da steckt seine Jugend drin. Die Abende, die Unruhe, die Sehnsucht, die Wut. Der Song erzählt von einer Welt, in der Arbeit keine Erlösung ist, in der man sich betäubt, um zu träumen. Ehrlich. Brutal ehrlich. Und trotzdem schön. Oasis sprachen aus, was viele fühlten, aber kaum einer formulieren konnte: dass das Leben manchmal leer ist – und dass genau darin ein Funken Hoffnung liegt. Kein Pathos, kein Mitleid. Nur ein Verstärker und eine Haltung.
Das ist Musik, die musst du leben."
Oasis ist mehr als nur "Wonderwall", und Maik Wieloch weiß das. Die großen Hits, ja – aber es sind die B-Seiten, die Headshrinkers und Talk Tonights, die ihn bis heute fesseln. Songs, die nie im Radio liefen, aber in seinen Kopfhörern den Takt vorgaben. Über Oasis geht bei Maik Wieloch nichts, wenngleich Britpop insgesamt seine Musik war und ist – klug und gleichzeitig dreckig. Musik mit Kante. Nicht glatt. Aber auch nicht verzweifelt. "Das ist Musik, die musst du leben." Aber Alkohol und Drogen, wie sie die Gallagher-Brüder konsumierten, brauche man dafür nicht.a
Dass Oasis je wieder auftreten würden, glaubte kaum jemand. Die Gallagher-Brüder hatten sich zerstritten, beleidigt, verklagt. Jahrelang sprach man nur noch über ihre Solopfade. Die waren okay, findet Maik Wieloch, "aber nicht so mein Ding". Noels Songs waren clever, aber Liams Stimme war genial. "Die beiden gehören zusammen."
Er kennt die Biografie der Band fast auswendig: Wie sie 1994 mit Definitely Maybe auf Platz 1 gingen, mit (What's the Story) Morning Glory den Weltruhm holten. Wie selbst ihre B-Seiten zu Hymnen wurden – "Talk Tonight", "Acquiesce", "Half the World Away". Maik besitzt jedes Album, jede EP, viele Singles – original, verschweißt. Nicht aus Spekulation, sondern aus Respekt. Diese Musik hat ihn begleitet, als er in Berlin in Kellern und Clubs unterwegs war – als die Stadt vibrierte und Oasis auf dem Zenit war. Er kennt die Geburtstage der Brüder, weiß, wer wann welchen Song schrieb, wer welchen Streit begann, "selbst auf der Bühne".
Manche Lieder, sagt Maik, kann er heute nicht hören, ohne dass sich ein Kloß in den Hals schiebt – da kommen die Erinnerungen. Und mit ihnen die Tränen. Einige Freunde, mit denen er früher stundenlang Oasis gehört, diskutiert, gelacht und getrunken hat, leben nicht mehr. "Manchmal sehe ich uns wieder – wie wir am Lagerfeuer saßen, jemand eine Gitarre rausgeholt hat und Wonderwall spielte." Das Lied mit nur drei Akkorden, "einfach zu spielen".
Im September wird Maik reisen – nach London, ins Wembley-Stadion, dorthin, wo Oasis einst triumphierte. Das Ticket: 300 Pfund. Erst bei den Zusatzkonzerten hatte er Glück. Der Kauf? Ein Kraftakt. Drei Rechner, mehrere Browser, Fanclub-Mitgliedschaft. Nur so kam er durch den "dynamischen Verkauf", wie es im Jargon heißt – ein System, das Preise in Echtzeit erhöht, wenn die Nachfrage steigt. "Wahnsinn." Früher stand er im Plattenladen Schlange – heute kämpft er mit Algorithmen. Sein erstes Konzert der Brüder wird es bei weitem nicht sein. Er sah sie schon in kleinen Clubs, vor 1000 Leuten spielen und bezahlte früher maximal 60 Mark, "das muss man mal umrechnen", kritisiert er.
Der Flug ist schon gebucht, ein Hotel braucht Maik nicht. Er wird wahrscheinlich am Stadion schlafen, wenn er nicht ohnehin durchfeiert, "so wie früher", sagt er. Nicht aus Nostalgie, sondern aus Prinzip. "Da spürt man den Spirit mehr." Vielleicht trifft er dort andere Fans, Menschen, die, wie er alles erlebt haben, alles durchlebt haben mit dieser Band. Andere, die ihre Wände mit Gallagher-Plakaten pflasterten, während die Bravo mit den Briten wenig anfangen konnte. "Dass es nie einen Starschnitt von Oasis gab, nehme ich der Bravo bis heute übel." Da waren Take That und Caught in the Act. Aber Oasis? Nichts.
Dabei waren Oasis Rekordhalter. Die erste und einzige Band, deren Alben alle direkt auf Platz eins in Großbritannien landeten. Das Album "(What's The Story) Morning Glory" ist das meistverkaufte Album von Oasis und eines der meistverkauften Alben aller Zeiten. Die Band war ikonisch – ein Pop-Phänomen mit Working-Class-Wurzeln. Sie verkaufte Millionen, füllte Stadien, prägte eine Generation. Und dann – 2009 – die Trennung. Streit, Funkstille, Gerüchte.Bis jetzt.
Noel schreibt eventuell endlich wieder Songs für Liam, um es mit Kraftklub zu sagen, und dieser nächste Sommer gehört in Großbritannien den Gallagher-Brüdern. Aber wie werden diese Konzerte überhaupt? Es gibt Kritik – an der Bühnenshow, an der Kürze der Sets, an der Selbstverliebtheit der Brüder. Und doch: Wenn Liam singt, wenn Tausende bei "Live Forever" aufspringen, dann ist da etwas, das größer ist als die Summe der Töne. Die Leute werden hüpfen, schreien, weinen. "Dagegen ist ein Metalkonzert nichts." Und selbst die, die nur "Wonderwall" kennen – sie fühlen für einen Moment, was Maik seit 30 Jahren spürt: Diese Mischung aus Trotz, Sehnsucht und ungebändigter Euphorie.
Im Wembley-Stadion werden auch Menschen der Gen Z dabei sein – Jugendliche, die bei der Trennung der Band gerade geboren waren. Sie wollen den Lifestyle mitmachen, sagt er. Ob sie den Spirit verstehen? "Nein", sagt Maik deutlich. "Aber sie werden ihn spüren."
(C) Sarah Lorencic für die Meinerzhagener Zeitung vom 29.07.2025